Die Presse wusste wieder einmal mehr!
Nach Darstellung der „Kieler Nachrichten” vom 12. März 2010 droht dem Lokschuppen in Neumünster das Aus. Die Stadt Neumünster, so hatten es die KN-Reporter recherchiert, sieht sich auf Grund ihrer angespannten Haushaltslage nicht imstande, jährlich 25 000,- Euro Miete für das Museumsgelände an der Max-Johannsen-Brücke aufzubringen. Die DB macht jedoch einen Verbleib der in Neumünster beheimateten Museumsfahrzeuge vom Zustandekommen eines Mietvertrages zwischen der Firma aurelis als Grundstückseigentümerin und der Stadt Neumünster abhängig.
Mit dem Verein, so DB-Pressesprecher Meyer-Lovis, werde die Deutsche Bahn AG keinerlei vertragliche Bindungen eingehen.
Während eines Ortstermins am 21. Dezember 2009, an dem unter anderem zwei Vertreter der DB-Rechtsabteilung, Herr Joachim Breuninger vom DB Museum sowie Frau Ute Plambeck als DB-Konzernbeauftragte für die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein teilgenommen hatten, wurde vereinbart, zunächst die teilweise ungeklärten Eigentumsverhältnisse der in Neumünster hinterstellten Fahrzeuge zu klären. Anschließend wurde die Möglichkeit einer Fortsetzung des vom DB Museum gekündigten Mietvertrages mit der Firma aurelis erörternt. An diese Vereinbarung fühlt sich die DB nun scheinbar nicht mehr gebunden. Vielmehr beabsichtigt das DB Museum nun nach unserem Kenntnisstand die „Räumung“ des Bw Neumünster unter Bewachung der Firma DB Sicherheit. Auf Anfragen unseres Vereins, welche Aktionen in Neumünster geplant seien, erteilte weder das DB Museum noch die DB-Konzernbeauftragte bis zum heutigen Tag eine Auskunft. Dass tatsächlich eine Räumung des Museums geplant ist, erfuhr der Verein als erstes durch die Presse.
Besagter Presseartikel bedarf allerdings einiger Ergänzungen und Korrekturen. Zunächst ist festzustellen, dass die „Kieler Nachrichten” noch im April 2009 unter Berufung auf den damaligen SPD-Oberbürgermeisterkandidaten Humpe-Waßmuth vermelden konnten, die Zukunft des Lokschuppens sei gesichert. Die Deutsche Bahn AG hatte der Stadt Neumünster damals die Überlassung aller in Neumünster beheimateten Museumslokomotiven zu einem symbolischen Preis, einschließlich der 012 100-4 für den Fall angeboten, dass die Stadt in das Mietverhältnis für das ehemalige Bw Neumünster eintreten würde. Auch der OB-Kandidat des bürgerlichen Lagers Dr. Tauras sah seinerzeit eine reale Zukunftsperspektive für das Bahnmuseum. Selbst von der Ratsversammlung wurde diese Position noch im Juni 2009 vertreten. Wenn sich Neumünster nun nach der OB-Wahl nicht mehr bereit erklärt, für eine Jahresmiete von 25 000,— Euro eines der exponiertesten deutschen Eisenbahnmuseen mit einer einmalig wertvollen und seit 22 Jahren von einem engagierten Verein zusammengetragenen Sammlung historischer Schienenfahrzeuge in ihrer Stadt zu halten, dürfte es sich dabei weniger um eine wirtschaftliche, als vielmehr um eine ganz offensichtlich von der DB beeinflusste politische Entscheidung halten. Sowohl der amtierende Oberbürgermeister, als auch dessen für den Bereich Kultur zuständige Stadtrat wissen schließlich um die maßgeblichen Gründe der DB für ihr rigoroses Vorgehen gegen den Verein „Rendsburger Eisenbahnfreunde e.V.”. Diese sind allerdings weniger sachlicher Natur, sondern dürften in unmittelbaren Zusammenhang mit einer Anzeige bei der DB-Abteilung „Compliance” zur Aufklärung von Korruption und internen Unregelmäßigkeiten stehen, welche ein Vereinsmitglied in seiner damaligen Eigenschaft als Mitarbeiter des DB Museums im Januar 2006 erstattet hatte. Das Vorgehen der DB gegen den Verein richtet sich demzufolge im Wesentlich gegen diesen als „kritisch” eingestuften DB-Mitarbeiter. In Anbetracht der Tatsache, dass die DB-Konzernbevollmächtigte für die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein Ute Plambeck diesen als „Rotes Tuch” für die DB titulierte und es auch der neue Bahnchef Dr. Grube ablehnte, den „ungeliebten” Mitarbeiter an Gesprächen zur Beilegung des Konflikts zu beteiligen, bedarf es wohl erst weiterer Aufklärungen von Missständen bei der DB, bis es zu einer nachhaltigen Befriedung der Situation hinsichtlich des Bahnmuseums in Neumünster kommen wird.
Einem weiteren am 17. März 2010 erschienen Artikel der „Kieler Nachrichten” konnte entnommen werden, dass die DB in Kürze ihre historischen Fahrzeuge aus Neumünster abtransportieren werde. Die KN berufen sich dabei auf den DB-Pressesprecher Egbert Meyer-Lovis. Nach Erscheinen dieser Pressemeldung ist dem Verein per Gerichtsvollzieher eine schriftliche Aufforderung der DB-Rechtsabteilung zugestellt worden, das Vereinsvermögen, zu dem unter anderem auch die Lokomotiven 012 100-4 und 042 271-7 zählen, bis spätestens 30. April 2010 abzutransportieren. Anderenfalls droht die DB dem Verein mit einer Räumungsklage. Uns ist nicht bekannt, an welchen Ort die Fahrzeuge verbracht werden sollen.
Weitere Meldungen zum gleichen Thema:
Artikel im „Holsteinischer Courier” vom 17.03.2010
Kommentar im „Holsteinischer Courier” vom 17.03.2010
Eike Snoyek
2. Vorsitzender
Rendsburger Eisenbahnfreunde e.V.